Was wird aus unserem Restmüll?

Eigentlich ist dies eine Frage, welche man durchaus einer Schülerin der Klasse 5/6 stellen könnte. Doch bei einer NWT-Exkursion suchte stattdessen die Klasse 11b nach einer Antwort auf die Frage. Fündig wurden wir in Stuttgart. Im EnBW Kraftwerk Münster wird der Restmüll aus ganz Stuttgart und weiteren 12 Landkreisen Baden-Württembergs verbrannt. Die Wärmeenergie wird in ein Fernwärmenetz gespeist und heizt dadurch unsere Wohnhäuser.

Nach einer Einführung zur Arbeitsweise, Wirkungsgrad und Geschichte des Müllheizkraftwerkes, so die offizielle Bezeichnung, konnten wir aus nächster Nähe beobachten, wie gigantische Greifarme riesige Berge von Rest- und Sperrmüll in den Schlund eines mehrstufigen Ofens beförderten. Das ist nach wie vor Handarbeit und wird durch zwei erfahrene Kranführer im Mehrschichtbetrieb geleistet. Beim Anblick des 18 Meter hohen Berges an Rest- und Sperrmüll in der Halle herrschte in der Gruppe betretenes Schweigen. So einen Anblick kennen manche mitunter aus dystopischen Science-Fiction Filmen, aber nicht aus Stuttgart.

Anschließend konnten wir die drei Brennkammern beobachten und mit eigenen Augen erleben, wie unser selbst produzierter Müll in Flammen aufgeht. „Sieht aus wie am Ende bei Terminator 2!“ kam es mir über die Lippen. „Was ist Terminator?“ bekam ich von den Elftklässlern zurück. Nun gut. Zurück zur Gegenwart. Das Rauchgas wird dabei aufwändig in mehreren Schritten so gut wie möglich gereinigt. Natürlich hat der Müll sich damit nicht in Luft aufgelöst. Im Gegenteil: mineralische Salze bleiben als Feststoffe zurück, ebenso wie nicht brennbare Schlacke, welche in ausgedienten Salzbergwerken eingelagert werden. Das Müllproblem wurde damit nur stark im Volumen verkleinert, aber letztenendes nicht vollständig gelöst.

Darüberhinaus hat der Besuch im EnBW Kraftwerk mit einer weiteren falschen Vorstellung aufgeräumt: dass alle Müllarten zusammengeschüttet und schließlich verbrannt werden. Der gelbe Sack, sowie Glas, Metall und Papier werden tatsächlich dem Recycling zugeführt. Restmüll wird nicht (!) nochmals sortiert, obwohl das manche Schulbücher so darstellen (ja, ich meine BNT). Wer also eine Batterie in den Restmüll wirft, der kann sicher sein, dass sie mitten in Stuttgart verbrannt wird. Wollen wir das?

Hochproblematisch sind laut EnBW die immer beliebter werdenden Einweg-Elektrozigaretten (sogenannte E-Vapes), die eine Li-Ionen-Batterie beinhalten, um die für die Verdampfung nötige Energie zu liefern. Im Restmüll können sie so heiß werden, dass Müllfahrzeuge in Stuttgart bereits zu brennen begonnen haben und außerhalb der Stadt gelöscht werden mussten. Der zum Müll löschen verwendete Löschschaum darf logischerweise nicht ins Erdreich sickern, sondern muss als Sondermüll behandelt und aufwendig entsorgt werden. Eben wegen dieser Batterien wird der Müllberg im Kraftwerk ständig durch Wärmebildkameras überwacht, damit bei Hitzeentwicklung der Greifarm die Stelle rasch freilegen kann.

Man sieht also – die Entsorgung von Müll ist ein extrem aufwendiger und teurer Prozess. Wir alle können ihn für die Entsorger einfach halten und günstiger machen. Und wie? Durch das Trennen unseres Mülls!

Herbert Molner

Am 13.04.2025 können alle Interessierten am Tag der offenen Tür das Kraftwerk Münster besuchen.